Arbeiten mit Licht

68.719.476.736, MUMOK, Wien, 2004/05

68.719.476.736
Eine Lichtinstallation im MQ-Areal

Mit der Lichtinstallation 68.719.476.736 von Siegrun Appelt stellt das MUMOK gemeinsam mit Zumtobel Staff seinen Beitrag zur Bespielung des MQ Hofareals vor. Vier Lichtmasten und eine computergenerierte Dramaturgie für die Einsätze von insgesamt 36 Scheinwerfern inszenieren das architektonische Ensemble des MQ und verwandeln es in eine Art Bühnenlandschaft für Besucher und Passanten des MuseumsQuartiers.

Siegrun Appelt
In ihren Fotografien, Videos und Installationen widmet sich die in Wien lebende Künstlerin Siegrun Appelt (geb. 1965 in Bludenz) der Darstellung bzw. Inszenierung des Veränderlichen, Flüchtigen und Bewegten unter den Bedingungen der Mediatisierung und Technologisierung. Nuancenreiche Licht-Schatteneffekte in textilen Faltenwürfen, atmosphärische Wolkengebilde, aus dem Zug gefilmte, „vorbeifliegende“ Landschaften, sowie Räume und Architekturen in wechselnden Lichtsituationen bilden ein vielschichtiges Spektrum an Motiven in ihrem Schaffen, mit denen Appelt Verschiebungen, Übergänge sowie Prozesse der Veränderung und Differenzierung thematisiert.

Die Installation
Aus der Beobachtung beleuchteter öffentlicher und urbaner Bereiche hat Appelt raumgreifende Lichtinstallationen entwickelt, die über die Funktion der bloßen Beleuchtung hinausweisen. Die im zentralen Hofareal des MQ aufgestellten Lichtmasten mit 36 Scheinwerfern zeigen ein - per computerprogrammiertem Zufallsprinzip - präzises choreographiertes Zusammenspiel aufleuchtender und wieder verlöschender Lichteinsätze. In seiner Veränderlichkeit und Modulation erinnert dieses Spiel des Lichts an theatrale Beleuchtungseinsätze und scheint das Ambiente des MQ in eine Art Bühnenlandschaft zu verwandeln, in der die Passanten Beobachter und Beobachtete zugleich sind. Das Licht überspielt die physischen Grenzen des Platzes und der Architektur bzw. verknüpft sie in wechselnden Licht-Schattenkonstellationen.
Es stellt immer wieder neue, einander ablösende Perspektiven der Wahrnehmung her und wird als wirklichkeitsstrukturierendes und veränderndes Medium erfahrbar. In seinem Bannkreis werden die Schauräume der Kunst mit ihren eigenen ausgefeilten Lichttechniken selbst zu beleuchteten Objekten und Exponaten. Die auf permanente Modulation ausgerichtete Lichtregie bewirkt, dass das Licht nicht einfach als Mittel der Beleuchtung funktioniert, sondern dass es selbst als Quelle und Ursache des Sichtbaren erkennbar und betrachtbar wird. So erweisen sich die Wahrnehmung und Sichtbarkeit des Umraumes als Funktionen technoider und mediatisierter Rahmenbedingungen. Während üblicherweise die prägende Allgegenwart medial vermittelter Bilder den Blick auf deren Ursachen und Absichten versperrt, verweist Appelts Installation auf den medialen Charakter jener Bilder, die wir uns von der Welt und unserer Beziehung zu ihr machen.

Lichtregie mit 68.719.476.736 Varianten
Der Titel der Arbeit 68.719.476.736 verweist auf die Zahl der möglichen Varianten des Zusammenspiels der unterschiedlichen Beleuchtungssequenzen. Es zeigt sich, dass ein Menschenleben nicht reichen würde, um das ganze Spektrum an Möglichkeit zu sehen und zu erleben. Insofern handelt diese Installation mit der Flüchtigkeit des Lichtes auch vom Vergehen der Zeit und der Vergänglichkeit des Lebens, als eines seinerseits in ständiger Veränderung begriffenen Kontinuums, in dem Zufall und Notwendigkeit einander hervortreiben.
 
Ein Projekt des MUMOK Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien mit Zumtobel Staff in Kooperation mit dem MuseumsQuartier Wien und der freundlichen Unterstützung des Museum Leopold, der Halle E+G und der Kunsthalle Wien.

www.mumok.at